Rückenwind für Landgraf Carl
Dr. Gisela Bungarten (Mitte) von der Museumslandschaft Hessen Kassel nahm den Rückwind-Pokal von Nicole Schlabach, stellvertretende Geschäftsführerin der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und Dr. Ralf Beinhauer, Vorstandsmitglied der Kasseler Sparkasse, entgegen.
Dr. Gisela Bungarten: "Wir freuen uns sehr über die Unterstützung der Landgraf Carl-Ausstellung durch die Kasseler Sparkasse und die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen. Die Sonderausstellung ist von herausragender Bedeutung für die Stadt Kassel und die Umgebung und wird hoffentlich zum wachsenden Wissen der Bewohnerinnen und Bewohner um die Geschichte und ihrer Wurzeln beitragen."
Allein von seiner Fläche wirkte die Landgrafschaft Hessen-Kassel inmitten der anderen Herrschaftsgebiete nicht sonderlich beeindruckend.
Dies hielt Landgraf Carl aber keineswegs davon ab, sich bei den Arbeiten an einer riesigen barocken Parkanlage an Versailles, der Residenz des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV, zu orientieren. Heraus kam unser herrlicher Bergpark Wilhelmshöhe.
Um Anregungen für die von ihm vorgesehenen Wasserspiele zu bekommen, unternahm Carl eine viermonatige Reise nach Italien. Dabei sah er am 1. Februar 1700 im römischen Palazzo Farnese die lebensgroße Skulptur Herkules Farnese. Diese Figur diente 14 Jahre später als Vorlage für den Kasseler Herkules. Das über die Kaskaden den Berg hinunterfließende Wasser sollte die Herrschaft des Landgrafen über die Natur demonstrieren, der als absolutistischer Fürst selbst der wilden und unberechenbaren Natur seine monarchische Ordnung aufzwingen konnte. Ein Plan mit weitreichenden Folgen für unsere Region. Denn seit 2013 gelten die Wasserspiele mit Herkules und Oktogon als Weltkulturerbe der UNESCO.
Auch bei seinem Stammbaum machte der Landgraf keine Kompromisse und ließ ihn ...
... völlig unbescheiden bei Karl dem Großen entspringen.
Als zweiter von vier Söhnen des Landgrafen Wilhelm VI war Carl nicht für die Thronfolge bestimmt. Bevor sein Bruder Wilhelm VII jedoch das Zepter ergreifen konnte, verstarb er. So wurde Carl unter Vormundschaft seiner Mutter, Landgräfin Hedwig Sophie von Brandenburg, bereits in jungen Jahren Landgraf.
Das wohl früheste Portrait zeigt ihn staatstragend in Rüstung im Alter zwischen 13 und 15 Jahren, vermutlich anlässlich der Verleihung des dänischen Elefantenordens.
Bei seinen 17 Kindern standen die Aussichten auf Eheschließungen mit höhergestellten Herrscherhäusern im Vordergrund. Den größten dynastischen Erfolg stellte die Krönung seines Sohnes Friedrich zum König von Schweden dar. Davon kündet auch eines der wertvollsten Ausstellungsstücke, der Krönungsmantel Friedrichs I., der als Leihgabe aus Schweden erstmals in Kassel zu sehen war.
Kleines Rätsel zwischendurch: Wo ist hier wohl Landgraf Carl im Kreise seiner Lieben?
Die Lösung gibt es am Ende.
Große Verdienste erwarb er sich durch die Einführung der allgemeinen Schulpflicht oder durch die Aufnahme von 3.800 Hugenotten, die aufgrund ihrer Religion aus Frankreich flüchten mussten und sehr prägend für unsere Region waren. Aber auch die Freunde von Pfefferminze dürften ihm dankbar sein, trug er doch ab 1700 zur Popularisierung der bis dahin unbekannten Heil- und Gewürzpflanzenart auf dem europäischen Festland bei.
Architektonisch wollte er mit den ganz Großen seiner Zeit mitspielen. Hier der Plan der Oberneustadt mit Gartenanlagen am Auehang.
Entwürfe zu einem idealen Gartenbauwerk ...
... und zum Oktogon.
Hier musste man im Barock büßen: Model des Zuchthauses in Kassel.
Aufriss von dem Gießhause zu Cassel.
Ansicht des Residenzschlosses.
Nahezu jedes Herrscherhaus, was auf sich hielt, verfügte damals über eine ...
... mehr oder weniger große Rüstkammer mit ...
... verschiedensten Waffen.
Hier sehen wir das Ottoneum.
1696 ließ Landgraf Carl hierin das Kunsthaus einrichten, das der wissenschaftlichen Sammlung und Forschung gewidmet war.
Seine Sammelwut schloss auch seltene Insekten mit ein, wie hier verschiedene Bockkäfer.
Die Räume sind nach Themengebieten farblich unterschiedlich gestaltet.
Solche aufwendig gestalteten Prunkkabinette ...
... dienten der Aufnahme von preziösen Kunstgegenständen.
In diesem Schrank wurde eine Münzsammlung verwahrt.
Auch Landgraf Carls Gattin Marie Amalie fand Gefallen an den schönen Künsten und sammelte unter anderem kostbare Porzellanfiguren. Porzellan konnte seinerzeit in Europa noch nicht produziert werden und wurde aufwändig aus China über den Seeweg importiert. Schon damals wurde in Fernost eigens für den europäischen Markt produziert.
Zum Schluss lösen wir noch das Bilderrätsel auf. Der Landgraf verbirgt sich hinter Position 12.